Heizungslösungen im Check: Fernwärme für Mehrfamilienhäuser
Fernwärme gilt oftmals als gute Heizungslösung für Mehrfamilienhäuser, wenn eine bestehende Heizung mit fossilen Brennstoffen wie Erdgas oder Heizöl ausgetauscht werden soll. Neben der Wärmepumpe wird sie häufig als einzige zukunftssichere Option betrachtet. In diesem Artikel nehmen wir die Fernwärme deshalb einmal genauer unter die Lupe.
So funktioniert Fernwärme
Bei der Fernwärme wird zentral erzeugte Wärme über ein Rohrnetz an mehrere Gebäude verteilt. Die Wärme stammt aus Kraftwerken, wo fossile oder biogene Brennstoffe verbrannt werden, oder sie wird durch Geothermie, Großwärmepumpen oder industrielle Abwärme erzeugt. In den angeschlossenen Gebäuden wird die Wärme dann über eine Übergabestation in den Wärmekreislauf überführt und dient so zur Beheizung und Bereitstellung von Warmwasser. Eine eigene Heizung ist in den Gebäuden dann also nicht mehr erforderlich.
Verfügbarkeit von Fernwärme
Der Anschluss an ein Fernwärmenetz ist in vielen Städten möglich, und der Netzausbau soll in naher Zukunft weiter voranschreiten. Das Potenzial für den Ausbau ist jedoch begrenzt. Daher wird es auch weiterhin Stadtteile, Straßenzüge und ganze ländliche Gebiete geben, wo keine Fernwärme verfügbar sein wird. Für viele Gebäude stellt sich die Frage nach einem Fernwärmeanschluss somit erst gar nicht.
Wie sauber ist Fernwärme?
Fernwärme hat den Ruf besonders umweltfreundlich zu sein. Das trifft auf einige Fernwärmenetze auch durchaus zu. Nach Angaben des Verbandes für Fernwärme AGFW ist Fernwärme Stand heute allerdings noch überwiegend sehr dreckig. Nicht selten stammt die Wärme auch aus Steinkohle oder fossilen Gasen. Insgesamt beträgt der Anteil fossiler Erzeuger noch ca. 70%.
Bei der Abwägung, ob man als ein Mehrfamilienhaus an die Fernwärme anschließen will, sollte daher unbedingt der Energiemix des jeweiligen Fernwärmenetzes geprüft werden. Denn ein hoher Anteil fossiler Energien ist nicht nur ökologisch problematisch, sondern vor allem auch aus wirtschaftlicher Sicht. Denn mittlerweile wird der Ausstoß von CO₂ beim Heizen mit einem CO₂ Preis belegt - und dieser Preis steigt jährlich an. Ab 2026 wird der CO₂-Preis marktbasiert durch den Emissionshandel festgelegt, mit einer jährlichen Verknappung der CO₂-Zertifikate, was zu weiteren Preissteigerungen führen dürfte.
Massiver Investitionsbedarf & hohe Betriebskosten
Um die Klimabilanz von Fernwärmenetzen zu verbessern, soll der Anteil klimaneutraler Energien erhöht werden. Doch dies ist mit hohen Investitionskosten verbunden, was dann wahrscheinlich die Anschlussnehmer (also die Mieterinnen und Mieter) durch stetig steigende Energiepreise zu spüren bekommen werden. Preissteigerungen lassen sich dann kaum umgehen, da meist langfristige Verträge für den Fernwärmeanschluss bestehen, die feste Preisstrukturen beinhalten. Fernwärme-Anbieter haben zudem meist eine Monopolstellung. Schon jetzt sind die Betriebskosten für Fernwärme hoch und werden durch den CO₂-Preis und die nötigen Investitionen wohl weiter steigen.
Vor- & Nachteile
Für Vermieter ist der Anschluss an die Fernwärme besonders komfortabel und aufwandsarm. Häufig machen Fernwärme-Anbieter auch verlockende Angebote für den Anschluss an das Fernwärmenetz. Der Anschluss an ein Netz ist technisch sehr einfach zu bewerkstelligen und es werden auch zuvor keine energetischen Sanierungen der Gebäudehülle benötigt.
Doch dafür sind eben die Betriebskosten meist sehr hoch - teilweise doppelt so hoch wie bei einer Gasheizung oder einer Wärmepumpe. Darunter leiden jedoch nicht nur die Mieter. Denn Gebäude mit schlechter Energieeffizienz werden bereits heute mit einem Preisabschlag gehandelt. Auch ist die Refinanzierbarkeit von Immobilien mit schlechtem energetischen Standard häufig schwieriger, da Banken mittlerweile auch energetische Kriterien bei der Vergabe von Finanzierungen berücksichtigen.
Wärmepumpe vs. Fernwärme: Welche Lösung ist besser für Mehrfamilienhäuser?
Als Alternative zur Fernwärme bietet sich vor allem die Wärmepumpe an. In vielen Fällen ist auch ohne energetischen Sanierung der Gebäudehülle der Einsatz einer Wärmepumpe möglich. Auch hohe Temperaturen können moderne Wärmepumpen bereitstellen - etwa um Legionellen im Trinkwasser vorzubeugen. Übrigens kommen Großwärmepumpen auch häufig in Fernwärmenetzen zum Einsatz und müssen dort noch höhere Temperaturen bereitstellen.
Der große Unterschied zwischen dem Anschluss an die Fernwärme und der Installation von Wärmepumpen ist die wirtschaftliche Dimension. Der Anschluss an die Fernwärme ist mit Kosten verbunden und zusätzlich haben die Mieter verhältnismäßig hohe Betriebskosten. Bei der Installation einer Wärmepumpe handelt es sich nicht um eine Ausgabe, sondern um eine Investition. Denn nicht nur der Wert der Immobilie steigt und die Refinanzierbarkeit verbessert sich, sondern das Mietrecht erlaubt sogar eine Mieterhöhung aufgrund der verbesserten Energieeffizienz und somit geringeren Betriebskosten.
Fazit
Der Anschluss an die Fernwärme ist vor allem immer dann sinnvoll, wenn die Installation einer Wärmepumpe nicht möglich ist. Sollte der Eigentümer des Mehrfamilienhauses den Aufwand für sich zudem auf ein Minimum reduzieren wollen, bietet sich ebenfalls die Fernwärme an. Für Eigentümer, die Ihre Immobilie auf den Stand der Zeit bringen und zukunftssicher machen wollen, bietet sich eher das Heizen mit einer Wärmepumpe an.